Auf einen Kaffee mit...

Gitti Strolz

Gitti Strolz

Es gibt Gastgeber und Gastgeberinnen und es gibt Gitti Strolz. Die Chefin vom Schmelzhof in Lech am Arlberg beherrscht das Metier der Hotellerie wie kaum eine andere. So sagen es all ihre Gäste, die im Winter oft gestresst ankommen und nach ein paar Tagen erholt und glücklich abreisen. Das Geheimnis? Gitti sieht sich und ihren Mann Robert als persönliche Concierges ihrer Klientel. Doch das traditionsreiche Haus ist nicht nur eine sehr familiäre Villa Kunterbunt (mit Sohn Arthur an der Bar und Jakob in der Küche), sondern auch eine Oase des guten Geschmacks.

Im vergangenen Jahr hat Gitti zusammen mit ihrer Tochter Franziska viele Zimmer neu designt – mit bunten Tapeten, kuscheligen Betten und modernen Lampen. Solche gewagten Experimente gehen oft schief. Im Schmelzhof passen sie.

Warum das so ist, kann man gar nicht genau sagen. Deshalb haben wir uns mit Gitti an die blaue Bar zurückgezogen, und mit ihr in Ruhe über das Geheimnis des perfekten Raums geplaudert.

Erzähl uns kurz Deine Geschichte von Oberösterreich nach Lech …

Gerne! Aufgewachsen bin ich in einem Hotel in Windischgarsten. Das liegt in den Bergen, südlich von Linz. Meine Eltern haben immer Urlaub in Lech gemacht und als ich nach der Hotelfachschule praktische Erfahrungen sammeln sollte, schickten sie mich in den Zürserhof, ein sehr edles 5-Sterne-Haus oben in Zürs. Nach der ersten Saison wollte ich mehr Erfahrung an der Rezeption sammeln und wechselte in den Tannbergerhof im Zentrum von Lech. Hier lernte ich meine große Liebe Robert kennen – er kam nach dem Skifahren immer regelmäßig mit seinen Freunden an die Bar. Ich war 18, er 17. Während ich in Lech war und Robert im elterlichen Betrieb Schmelzhof beschäftigt war, verbrachten wir viel Zeit zusammen. Und in den Ferien reisten wir in ferne Länder, nach Amerika zum Beispiel. Nach sechs Jahren zogen wir zusammen und heirateten im Hotel Rote Wand in Zug. So begann unsere gemeinsame Zeit in unserem Zuhause in Lech am Arlberg.

Du sagst, die Hotellerie hat dich schon früh fasziniert und bist selbst in einem Hotel aufgewachsen. Hattest du schon als Kind oder Jugendliche ein Interesse an diesem Metier?

Bei uns in Oberösterreich wurde jedes Jahr gebaut, da habe ich immer schon gerne zugesehen. Ich glaube, meine Begeisterung fürs Bauen habe ich von meinem Vater geerbt. Als ich dann in den Schmelzhof kam, wollte ich sofort etwas verändern. 1994 hatten wir die erste große Baustelle: neues Restaurant, Hotelhalle mit Tagesbar und die Suiten. Ich habe damals schon gemerkt, wie sehr mich das Einrichten und die Innenarchitektur interessieren. Ich habe eine wahre Leidenschaft dafür entwickelt und mir oft gedacht, dass Innenarchitektin ein wunderschöner Beruf ist. Je mehr ich in die Design- und Interiourwelt eintauchte, desto größer wurde meine Begeisterung für schöne Räume aus ganz Europa. Auf meinen Reisen sammelte ich viele Eindrücke und habe über die Jahre ein feines Gespür für Stoffe, Farben und Design bekommen.

Nebenbei hast Du noch vier Kinder groß gezogen. Wie geht man mit einer solchen Herausforderung um, ein Hotel zu führen und gleichzeitig die Familie nicht zu vernachlässigen?

Die Anfangszeit war sicherlich nicht einfach, besonders da meine drei Söhne Josef-Anton, Arthur und Jakob kurz hintereinander geboren wurden – Franziska hat sich ein wenig Zeit gelassen – und ich gleichzeitig in der Küche arbeiten musste. Ich hatte das Glück, Unterstützung von der Großmutter zu bekommen, aber es war trotzdem eine anspruchsvolle Zeit. Ich habe versucht, mir immer wieder bewusst Zeit für die Kinder zu nehmen, durch besondere Momente wie das gemeinsame Abendessen, Skifahren oder eine Kutschenfahrt.

Wie würdest du den Stil des Schmelzhofs beschreiben und wie spiegelt sich dein persönlicher Charakter in der Einrichtung wider?

Mit einem Wort: einzigartig! Der Schmelzhof hat einen modernen Chic, aber auch eine gemütliche und farbenfrohe Atmosphäre. Mein persönlicher Stil spiegelt sich definitiv in der Einrichtung wider: bunt, lustig und herzlich. Es ist mir wichtig, dass die Gäste das Gefühl haben, bei jemandem zu Hause zu sein, der sie wirklich willkommen heißt. Unser Slogan lautet „Das Hotel zum Daheimsein“ – das ist genau das Gefühl, das wir vermitteln möchten.

Dass der Schmelzhof ein Haus mit guter Laune ist, merkt man nicht nur an der Blauen Bar (Foto 2). Um etwas Ruhe zu finden, geht Gitti auch mal auf eine Skitour (3). Und in „Gitti’s Esszimmer“ (8) sind auch externe Gäste zum Dinner Willkommen.

Gibt es da ein Geheimrezept?

Es beginnt immer mit einem Gefühl für den Raum, dieses Gefühl muss man entwickeln. Das ist das wichtigste. Wenn ich in ein Hotel komme, muss die Atmosphäre stimmig sein. Sie entsteht durch viele kleine, aber entscheidende Details: passende Musik, brennende Kerzen, harmonische Farbzusammenstellungen – all das trägt dazu bei. Da unser Hotel ein Winterhotel ist, lege ich besonders großen Wert darauf, dass es gemütlich und einladend wirkt. Unsere Gäste sollen sich in einen Sessel setzen und dabei die Wärme des Umfelds spüren.

Das ist tatsächlich einzigartig im Schmelzhof. Bei Euch sitzen die Gäste gut gelaunt vorm Kamin und genießen diese winterliche Stimmung…

Der offene Kamin ist deshalb ganz bewusst im Raum platziert. Diese warme Stimmung ist essenziell, um ein Gefühl von Urlaub und Entspannung zu vermitteln. Hier kann man zur Ruhe kommen, sich fallen lassen – eben einfach eine gute Zeit verbringen. Ich selbst wünsche mir das ja auch, wenn ich unterwegs bin: Immer suche ich nach individuellen Häusern, die Persönlichkeit, Charme und Wärme ausstrahlen. Am liebsten mag ich Boutique-Hotels, bei denen man spürt, dass sich jemand wirklich Gedanken gemacht hat und wo eine familiäre, gemütliche Atmosphäre herrscht. Und genau dieses Gefühl möchte ich im Schmelzhof selbst bieten.

Wird der Schmelzhof nun ewig weiter entwickelt?

Ich war mit dem Schmelzhof von Anfang an ja sehr enthusiastisch und wollte aus dem Hotel ganz schnell ein echtes Schmuckstück machen. Oft hatte ich so viele Ideen, dass ich schneller voranschreiten wollte, als es meinem Mann Robert lieb war. Er, als unser Finanzminister, musste mich manchmal bremsen, was auch oft richtig war. Eine liebe Freundin aus Argentinien, die viel in der Welt unterwegs ist, sagte einmal zu mir, dass der Schmelzhof nun eine wirklich außergewöhnliche Atmosphäre hat und man manchmal die Dinge so lassen sollte, wie sie sind, um ihnen Zeit zu geben, ihren eigenen Charakter zu entfalten. Diese Worte haben mich zum Nachdenken gebracht und mir gezeigt, dass es auch gut ist, manchmal einfach eine Pause zu machen und das Bestehende wirken zu lassen.

Manchmal muss man die Dinge so lassen, wie sie sind.

Wenn man sich im Hotel umsieht, dann ist da immer auch eine Prise Paris zu spüren. Was macht die französische Hauptstadt so besonders für dich?

Paris spielt eine zentrale Rolle in meinem Leben: Es ist eine Stadt, zu der ich eine tiefe persönliche Verbindung habe. Als ich 17 Jahre alt war, habe ich dort drei Monate lang Französisch gelernt – eine wunderschöne Zeit, an die ich gerne zurückdenke. Und natürlich kommt man nicht an Paris vorbei, wenn man eine Leidenschaft für Design hat. Wir fahren regelmäßig zur Messe Maison & Objet. Die verschiedenen Viertel wie Saint-Germain-des-Prés und Marais faszinieren mich immer wieder. Auch die Lebensart und Lockerheit der Franzosen hat einen großen Einfluss auf mein Designverständnis. Ich fühle mich in dieser Stadt unglaublich wohl und sie inspiriert mich auf eine Art und Weise, die ich nirgendwo anders finde.

Du planst angeblich sogar, dort noch eine Kochschule zu besuchen…

Ja, das habe ich tatsächlich noch vor. Ich möchte zu Le Cordon Bleu, in meinen Augen die beste Kochschule der Welt. Ganz ehrlich: Ich kann mich beim Kochen sehr gut entspannen. Ausserdem kann man in einer solchen Woche gut sein Französisch aufbessern – und nebenbei entspannt durch Paris tingeln.

Gitti und Robert mit den Kindern als sie noch jung waren. Und auf der Piste im schönsten Skigebiet Europas.

Du spielst morgens beim Frühstück immer – relativ laut – das Lied ‚Good Morning Life‘ von Dean Martin. Was hat es damit auf sich?

Nach der Pandemie mussten wir die Bar abends um 22 Uhr schließen und durften keine Musik mehr spielen. Das war wirklich schade, denn die Blaue Bar ist ein Ort, an dem unsere Gäste zusammenkommen, den Tag ausklingen lassen, gemeinsam lachen und das Leben feiern. Also habe ich mir gedacht: Wenn wir abends keine Party haben können, dann machen wir sie eben morgens! So begann ich, beim Frühstück „Good Morning Life“ von Dean Martin zu spielen und dazu zu tanzen. Die Gäste fanden es toll und es hat sich zu einer kleinen Tradition entwickelt. Das Lied bringt einfach gute Laune – sowohl den Gästen als auch mir – und sorgt für einen fröhlichen Start in den neuen Tag!

„Good Morning, Life“

Der Schmelzhof ist voller Erinnerungen und hat eine enge Verbindung zum Skiclub Arlberg. Woher kommt diese Verbindung und was bedeutet der Skiclub für dich?

Ich bin schon lange Mitglied im Skiclub; seit ich im Tannbergerhof gearbeitet habe. Damals ging ich täglich Skifahren und wollte unbedingt dazugehören. Was den Skiclub für mich so besonders macht, ist die Tradition und die Geschichte, die er verkörpert. Der Skiclub ist eng mit der Kultur des Arlbergs verbunden und der klassische Skiclub-Pullover ist ein Symbol für diese Zugehörigkeit. Besonders die Stammtische, die wir organisiert haben, sind mir in Erinnerung geblieben. Dort trafen sich Einheimische, Mitarbeiter, Gäste und Skilehrer – eine bunte Mischung an einem Tisch. Wir hatten spezielle Gerichte wie Ski-Club Arlberg-Pasta und Apfelschmarrn, oft wurde bis in die frühen Morgenstunden getanzt und gefeiert. Diese Stammtische waren legendär und haben auch das Haus geprägt. Für Robert war und ist der Skiclub eine Herzensangelegenheit, das spiegelt sich überall bei uns wider. Diese Tradition und die Gemeinschaft, die der Skiclub fördert, sind für mich etwas ganz Besonderes.

Es gibt viele prominente Skiorte auf der Welt, aber viele Prominente sagen, sie wollen nur nach Lech am Arlberg. Warum glaubst du, zieht es die nach Lech?

In einem großen Hotel aufzuwachsen, bedeutete für mich, regelmäßig hochrangige Gäste zu erleben. Für mich jedoch sind alle Gäste gleich wichtig, unabhängig von ihrem Status. Jeder Gast verdient den besten Service und genau das macht den Unterschied. In Lech bieten wir eine besondere Mischung aus erstklassigem Service und einer familiären Atmosphäre. Prominente schätzen es, hier Urlaub machen zu können, ohne anders behandelt zu werden. Königshäuser fühlen sich bei uns genauso wohl wie jeder andere Gast.

Gibt es den perfekten Skitag und wenn ja, wie sieht er für dich aus?

Oh ja, den gibt es! Der perfekte Skitag beginnt für mich früh morgens, bei frischem Schnee und strahlendem Sonnenschein. Ich nehme die erste Gondel am Rüfikopf und genieße die Ruhe und die beeindruckende Weite der Bergwelt. Dann fahren wir hinunter nach Zürs und über die Madloch Tourenabfahrt wieder zurück zum Hotel. Die Pisten hinunterzuziehen, auch ein Teil vom Gelände dazu, die frische Luft einzuatmen und die Schönheit der Landschaft zu erleben – das ist einfach unvergleichlich. Nach dem Skifahren setze mich auf die White Rabbit Sonnenterrasse, gönne mir mit Robert eine Kleinigkeit zu essen und genieße den herrlichen Tag.

Und kümmerst Dich wieder um die Gäste, wenn man es genau nimmt…

Ja, aber das mache ich eben auch sehr gerne.

©Pretty Hôtels

Buchung & Kontakt

Schmelzhof Lech
Omesberg 370
6764 Lech am Arlberg
Österreich

Geöffnet im Winter von Dezember bis April.

www.schmelzhof.at

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