Auf einen Kaffee mit...

Martha Schultz

Martha Schultz

Martha, Dir und Deiner Familie gehören Skigebiete, Seilbahnen, Berghütten und Hotels – unter anderem das Gradonna Mountain Resort. In der Schultz-Gruppe arbeiten 600 Mitarbeiter. Wie ist diese beeindruckende Firma entstanden?

Das Fundament der heutigen Schultz-Gruppe haben unsere Eltern bereits in den 1970er Jahren gelegt. Mein Vater kam aus ganz einfachen Verhältnissen und hat hier im Zillertal in der Raiffeisenbank gearbeitet. Dadurch bekam er mit, wie sich der Tourismus vor allem wirtschaftlich entwickelt. Das mit den Seilbahnen für den Skitourismus ging hier in Kaltenbach erst 1978 los und mein Vater hatte da eine gewisse Weitsicht und durch die Bank auch ein gutes Know-How, um das zu finanzieren. Auch von Investoren, denen zum Beispiel das Geld ausging, hat er in der Bank erfahren. Er wurde dann Geschäftsführer der Spieljochbahn, später dann Mitbesitzer. So ist unsere Familie ins Unternehmertum gestartet. Anschließend kam noch ein Grundstück in Osttirol dazu, auf dem wir ein Hotel errichtet haben, das Sporthotel Sillian. Und so ging es dann in kleinen Schritten weiter.

Bist Du selbst Quereinsteigerin oder Tourismus-Expertin?

Ich war erst einmal ganz klassisch auf der Tourismus-Schule in Salzburg. Ich muss rückblickend sagen, das war eine sehr solide Grundausbildung. Ich habe heute noch im Hinterkopf, dass manche Professoren uns immer wieder eingebläut haben: Der Gast steht im Mittelpunkt. Im Tourismus ist man Dienstleister. Da hat sich nichts geändert.

Hattest Du eine Faszination für den Tourismus schon in der Kindheit?

Ich bin mit den Touristen groß geworden. Unsere Mutter hat 1966 hier im Tal eine Frühstückspension eröffnet und da sind wir aufgewachsen – es gibt sie übrigens heute noch. Ich habe das immer genossen mit den vielen verschiedenen Gästen – die ja vor allem aus Deutschland kamen. Damals war es halt anders: Die sind drei bis vier Wochen geblieben, nicht drei Tage wie heute. Ich bin morgens mit meinem Teller hingegangen und habe mich zum Frühstück dazu gesetzt. Wahrscheinlich entwickelt man da eine gewisse Leidenschaft für die Hotellerie und den Tourismus.

Das Gradonna wurde im Jahr 2013 eröffnet. In einem abgelegenen Ort, aus dem die meisten Bewohner eigentlich weg wollten.

Ja. Kals liegt zwar wunderschön am Fuße des Großglockners, aber es gab keine Verbindung ins Skigebiet Matrei, das auf der anderen Seite des Berges liegt. Als wir gefragt wurden, ob wir dort etwas entwickeln wollen, gab es im Ort keinen Arzt und keinen Einkaufsladen mehr. Die Menschen zogen weg. Es ist schon auch ein spezielles Tal, muss man zugeben.

Und trotzdem habt ihr dort ein Mega-Projekt mit eigener Seilbahn und großem Resort realisiert – und über 50 Millionen Euro investiert…

Ich weiß noch, wie ich mit meinem Bruder an einem 15. August nach Kals gefahren bin. Der 15. August ist bei uns in Tirol einer der höchsten katholischen Feiertage. Da gab es im Ort eine Prozession, alle waren in Tracht und das Wetter war herrlich. Irgendwas hat uns damals in den Bann gezogen. Da haben wir gesagt: Des mach’mer jetzt. Es musste aber wirtschaftlich sein. Die Europäische Union hatte damals immerhin ein Förderprogramm zur Rettung solcher Orte und es wurden sieben Prozent der Investitionssumme übernommen. Die Idee war, eine Verbindung nach Matrei zu schaffen – dann ist man in einem schönen Ski- und hochalpinen Wandergebiet. Das Hotel hätten wir sogar direkt an der Talstation bauen können, aber dann gab es die Möglichkeit, es oben auf dem Plateau zu errichten. Mit Chalets, die man wie Pilze in den Wald hinein setzt.

Pretty Hotels: Martha Schultz (Bild 3)
Gewagtes Projekt: Das Gradonna Mountain Resort oberhalb von Kals. Oben links sieht man die Skipiste, die direkt zum Haus führt.

Wie schläft man, wenn man in einem verlassenen Tal 50 Millionen Euro investiert?

Schlecht. (Lacht) Also das ist schon eine große Hausnummer gewesen für uns und es konnte ja auch schief gehen.

Das Gradonna ist heute ein großer Erfolg und man muss es auch loben, denn es ist ein sehr nachhaltig gebautes Hotel. Auch die Stimmung dort oben ist tatsächlich eher zurückhaltend und sehr angenehm. Welches sind die beliebtesten Zimmer?

Ganz klar, die im Turm. Man hat einfach eine grandiose Aussicht von dort.

Pretty Hotels: Martha Schultz (Bild 4)
Die Aussicht vom Indoor Pool auf den Großglockner ist auch im Winter atemberaubend schön.

Was einem immer auffällt: Du bist jemand, der auf die Leute zu geht und mit ihnen persönlich redet – egal ob Mitarbeiter oder Geschäftsfreund. Kann man das lernen oder ist das angeboren?

Grundsätzlich musst Du schon eine gewisse Offenheit für Menschen mitbringen. Die kann man glaube ich nicht erlernen. Mir hat mal eine Freundin gesagt: „Du magst die Menschen so gern und deshalb bist Du im Tourismus tätig.“ Das stimmt wahrscheinlich. Ich bin einfach jemand, der lieber selbst und direkt mit den Leuten redet. Dann ist es sofort geklärt.

Man würde denken, dass Du mit den Mitarbeitern, den Hotels und Seilbahnen genug Arbeit hast. Inzwischen sieht man Dich oft in Wien als Vizepräsidentin der Wirtschaftskammer und vor allem als Kämpferin für die Rechte der Frauen in der Wirtschaft. Wie kommt’s?

Weil wir in diesem Punkt in Österreich einfach hinterher sind. Mein Ziel ist es, eine vernünftige Kinderbetreuung bis zum Ende des Pflichtschulalters hin zu bekommen. Das muss verändert werden, und ich habe dieses Dilemma mit meinem Sohn selbst erlebt. Wenn Du als Frau einer Arbeit nachgehst, möchtest Du erstens, dass es zu vernünftigen Zeiten betreut wird und zweitens, dass nicht nur jemand aufpasst, sondern auch, dass eine gewisse Elementarpädagogik vorhanden ist.

Gibt es da ein Vorbilds-Land in Europa?

Ja. Dänemark. Und das wird man in Zukunft auch an deren Wirtschaft merken. Österreich ist ein Exportland und lebt auch viel vom Tourismus, also brauchen wir eine gute Ausbildung und wir brauchen mehr Frauen, die Familie und Beruf unter einen Hut bekommen, die in der Kinderbetreuung unterstützt werden. Wenn man es gut organisiert, dann geht das.

Werden Frauen Deiner Meinung nach weiterhin benachteiligt?

Klar. Frauen werden sogar bei der Finanzierung benachteiligt, weil sie Frauen sind.

Woran liegt das?

Frauen planen mehr und gründlicher und gehen nicht mit dem gleichen Selbstbewusstsein in eine Verhandlung wie Männer. Aber daran arbeiten wir.

Spürst Du Gegenwind von der Männerseite?

Nein. Sie wissen auch, dass es bei mir abprallt. (lacht). Nein, wir haben natürlich auch Männer als Experten und gemischte Netzwerke sind schon besser als reine Frauentische. Es muss immer ein Miteinander sein.

Guter Kompromiss. Wo schaltest Du mal ab, wenn Du frei hast. Wo tankst Du selbst Energie?

Im Wald zum Beispiel. Ich gehe oft alleine spazieren, eine Stunde Wald und man ist wieder ein neuer Mensch. Ich bin aber schon Oma jetzt und das macht mir ehrlich gesagt große Freude. Mit den Kindern spielen, das ist das Schönste.

Das ist doch anstrengend…

Nein, im Gegenteil. Man muss nur einen Plan in der Tasche haben, was man in den nächsten Stunden macht. Dann funktioniert es.

Vielleicht ist das Dein Erfolgsgeheimnis.

Vielleicht. Ja.

©Pretty Hotels

Wer einmal im Gradonna Mountain Resort nächtigen möchte: Es ist ein echter Tipp für Familien, die einen sehr entspannten Urlaub (Ski, oder Wandern) mitten in den Bergen verbringen wollen.

Kontakt

Gradonna Mountain Resort & Chalets
Burg 24
Kals am Großglockner
Osttirol / Österreich

www.gradonna.at

Buchungsanfrage

info@gradonna.at
Tel. +43 4876 82 000

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